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Schon bei der Ankunft in Es Pailler wird man vom Singen der Grillen und dem Duft von Lavendel und Thymian empfangen. Wer über das vertrocknete Gras läuft, hört, warum "les paysans" in heißen Sommern sagen: "ça craque". Dann taucht die Sonne alles in ein flirrendes Licht. Und sollte es doch einmal regnen, sind nicht nur die Touristen, sondern vor allem die Ardèchois persönlich beleidigt.

Der Hof in Bec de Jun ist schon über 100 Jahre alt. Seine Mauern sind voller Erinnerungen an Freud und Leid früherer Generationen und Gastarbeiter aus Portugal, die hier viele Häuser gebaut haben. Man meint das Blöken von Ziegen und Schafen zu hören, die abends in den Stall getrieben wurden, und denkt an die Erntezeit, in der Alt und Jung Melonen, Feigen, Wein und Oliven einbrachten, den Ertrag ihrer Seidenraupen kontrollierten und in den Bergen nach Maronen suchten.

Seither hat sich einiges verändert. Die Ardèche wird jedes Jahr von Touristen regelrecht überrannt. Das kleine Örtchen Bec de Jun dagegen konnte sich die Ruhe von einst erhalten - die Straße dient vorwiegend dem Postboten und ein paar Traktoren. Hier fühlt man sich zurück versetzt in Zeiten, als der Mensch noch mit und von der Natur lebte und sich Geschichten vom Wind erzählen ließ. Wer sich auf diese Reise einlässt, fährt verändert wieder nach Hause.

Auch die scheinbar grenzenlose Weite befreit den Kopf: Weg von den engen Büros, Wohnungen, Städten und Straßen. Hier können die Gedanken schweifen - bis zum Horizont und wieder zurück. Vieles sieht man im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr "so eng" wie zu Hause. Die Zeit fließt ruhig und unmerklich dahin: der verträumte Morgen mit einem "bol de café", die starre Mittagshitze und die ersehnte Abendkühle, die alles wieder erwachen lässt.

Wenn die Sonne hinter den Ausläufern des Mont Lozère versinkt, nimmt man die Natur noch einmal mit allen Sinnen auf: Das Farbenspiel des Abends, den Duft der Kräuter, das Rascheln der Tiere im Gras, den Windhauch auf der Haut, und den "canon" Merlot, der würzig nach Land schmeckt. Und wenn man in der Nacht zur Milchstraße aufschaut, fühlt man sich eins mit der Schöpfung.

 
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